Törggelezeit in Südtirol: Sieben schöne Einkehr-Bauernhöfe

Am Endspurt der schneefreien Bergsaison sollte man es nicht versäumen die klaren Herbsttage mit einer Törggelewanderung zu verbinden und bei einem Bauernhof einzukehren. Im Oktober zeigt sich die Landschaft in herbstlicher Farbenpracht, die Sonne ist stark und der Duft des Herbstes intensiv. Seit jeher nutzen auch Bergsteiger diese Zeit gemütlich in einer Bauernstube zusammenzusitzen und über die Fahrten der vergangenen Saison zu plaudern. Bei bäuerlicher Kost, frischem Wein und gerösteten Kastanien wird viel erzählt, gelauscht und öfters werden dabei auch gemeinsame Tourenpläne für den Winter geschmiedet.

Über die Tradition des „Törggelen“, dessen Ursprung und Original dort stattfindet, wo Wein und Kastanien gedeihen, sind sich auch Experten nicht einig. Eine These lautet, dass Bürger und Gastwirte aus dem Eisacktal von Weinhof zu Weinhof gezogen sind und dort den Wein in den Kellern und Stuben der Bauern verkostet haben sollen. Daraufhin wurde der Wein für den Jahresbedarf erstanden. Eine weitere These besagt, dass die Bozner Weinbauern ihre Helfer zu einer besseren Mahlzeit am Hof, dem sogenannten „Auraumer“ eingeladen haben. Dies fand sehr oft in den Kellern statt, in denen die Weinpresse, die „Torggl“ stand, von der auch der Name „Törggelen“ abgeleitet wird. Stimmen können beide Thesen, aber das Wesentliche ist, dass sich beim Törggelen alles um den Wein und die gebratenen „Keschtn“ dreht. Es sind die begehrten Esskastanien, die an den wasserreichen Sonnenhängen gedeihen und die bei einer zünftigen „Törggele-Marend“ mit Speck, Kaminwurzen und Salzkartoffeln nicht fehlen dürfen. Erst vor wenigen Jahrzehnten, in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, tischten findige Gastgeber bald aber auch deftige Schlachtplatten und kreative Gaumenfreuden auf. Einen besonderen Abschluss des „Törggele-Menüs“ bilden die süß gefüllten Krapfen. Empfehlenswert sind die Krapfen mit „Kloazn-Füllung“ (getrocknete Birnen), die man vor allem rund um Bozen serviert bekommt.

Man geht „Törggelen“!

Man „geht“ Törggelen, das bedeutet, dass eine ausgelassene Törggelepartie stets mit einer Wanderung verbunden sein sollte.
Die Wanderung im Mittelgebirge ist mit einem Besuch eines der vielen Schlösser und Burgen oder mit der Besichtigung einer der vielen kunsthistorischen Schätze am Weg verbunden. Empfehlenswert ist der „Keschtnweg“, der Kastanienwanderweg, der vom Eisacktal über den Ritten bis zur Bilderburg Runkelstein verläuft. Am „Keschtnweg“, auf dem man immer wieder an mächtigen Kastanienbäumen vorbeikommt, bieten außerdem Direktvermarkter regionale Produkte an. Kunst- und Naturdenkmäler entlang des „Keschtnweges“ zeugen von einer Jahrhunderte alten Kultur, sagenumwobene Orte erzählen von Hexen, Feen und Geistern. Der Keschtnweg ist 63 km lang und kann in mehreren Etappen zurückgelegt werden. Auch an den sonnenverwöhnten Hängen von Jenesien, der Gemeinde mit den meisten Kastanienbäumen in Südtirol, kann man zwischen der Ruine Rafenstein, dem Weiler Glaning und der Schlossruine Neuhaus/Maultasch in Terlan die Kraft der Kastanienbäume spüren.

Offizieller Start der Törggelesaison

Um das Kulturgut Törggelen wieder verstärkt mit charakteristischen Lokalen in Verbindung zu bringen, wurde die Initiative "Törggelen am Ursprung" ins Leben gerufen. Ursprünglich törggelen lässt es sich in Buschenschänken, bei denen Weine zu 100% vom eigenen Weinbauernhof stammen, Kastanien aus Südtirol angeboten werden, authentische bäuerliche Gerichte aufgetischt werden und über 30% der Produkte vom eigenen Hof und Feld stammen.

Insgesamt sind es 13 Buschenschankbetriebe, die sich an den Qualitätskriterien der Marke „Roter Hahn“ orientieren und an der Initiative teilnehmen. Sie liegen am Eisacktaler Keschtnweg und in den klassischen Weinanbaugebieten Südtirols. Ihre Gemeinsamkeit: Sie feiern einen Südtiroler Brauch auf ursprüngliche Art und Weise – zur richtigen Zeit und an jenen Orten, wo Trauben und Kastanien wachsen und die Trauben vom Bauer selbst zu Wein weiterverarbeitet werden. Ab 18.00 Uhr wird auf allen Betrieben ein "Keschtenfeuer" entzündet und es werden darauf die ersten Kastanien der Saison gebraten. Jeder Hof bietet den Besuchern neben dem Keschtenfeuer eine weitere „Attraktion“ in Form einer Hofführung, Verkostung usw. an.

Sieben schöne Bauernhöfe zum Einkehren:

Der Ebnicherhof oberhalb von Bozen
Hoch über Bozen und eingebettet in uralte Kastanienhaine an den sonnigen Hängen des Ritten liegt der Ebnicherhof. Er ist ein ideales Ausflugsziel im Frühjahr wie im Herbst. Die Bauernstube und die Sonnenterrasse laden zu behaglichen Stunden ein: Und zwar mit typischen Bauerngerichten und einem einmaligen Ausblick von den Dolomiten bis ins Unterland.
Ebnicherhof
Buschenschank in Ritten/Oberbozen
Fam. Tauferer
Tel.: +39 329 6085866
[email protected]

Der Fronthof in Völs am Schlern
Der urige Fronthof in Völser Aicha liegt an einem sonnigen Südhang, direkt unterhalb des mächtigen Schlern-Massivs. Der Hof wurde im Jahr 1379 erstmals urkundlich erwähnt und blickt auf eine lange Tradition zurück. Er ist das größte erhaltene Bauernhaus Südtirols, das auf Steinquadern erbaut worden ist.
Fronthof
Völser Aicha bei Völs am Schlern
Fam. Kompatscher
Tel.: +39 0471 601091

Der Gostnerhof in Barbian
Der Gostnerhof in Barbian liegt auf der Sonnenseite des Eisacktals. Unter den Strahlen der Herbstsonne und zwischen bunten Reblauben genießen Gäste hier original Eisacktaler Bauernkost. Auch zwei gemütliche Bauernstuben laden dazu ein, Platz zu nehmen und sich mit köstlichen Schmankerln verwöhnen zu lassen. Für Spaß und Freude bei den kleinen Gästen sorgt ein großzügiger Kinderspielplatz.
Gostnerhof
Fam. Winkler
Tel.: +39 0471 654357
[email protected]
www.gostnerhof.com

Beim Oberpartegger unterhalb von Villanders im Eisacktal
Der Oberpartegger, der unterhalb von St. Stefan und St. Moritz in Villanders liegt, ist fast schon ein reiner Selbstversorger. In den beiden Bauernstuben werden Fleisch, Speck, Würste und „Surfleisch“ aus hofeigener Schlachtung und Verarbeitung angeboten. Der Eigenbauwein und mehrere hofeigene saisonale Produkte runden den Aufenthalt beim Oberpartegger ab.

Weinkenner und Weinliebhaber werden den als Brut ausgebauten Sylvanersekt schätzen. Er präsentiert sich elegant mit dezenten Frühlingsaromen und warmen Noten nach Safran und Brioche. Der aktuelle Weißburgunder erfrischt mit seinem anregenden Duft nach Gletschereis und einem Strauß frischer Bergkräuter. Ebenso der Sylvaner begeistert im Gaumen mit einer saftigen Fülle und einer ausgewogenen Mineralität. Der Vernatsch vom Oberpartegger besticht mit einem zarten Geschmack nach Marzipan und der Zweigelt erinnert in der Nase an schwarze Johannisbeere.
Oberpartegger
Unter St. Stefan 7 – Villanders
Fam. Kainzwaldner
Tel. +39 0472 847869
Mobil +39 329 1118211
[email protected]

Beim Griesserhof in Vahrn
Nördlich von Brixen, zwischen Vahrn und Neustift, liegt am Fuße eines steilen Rebhügels der denkmalgeschützte Griesserhof. Einst gehörte er zu den so genannten Mairhöfen und sorgte für den Unterhalt des Bischofs. Heute verwöhnt er Gäste mit einem guten Tropfen hofeigenen Weins und schmackhaften Gerichten. Am Hof werden nach Vereinbarung auch Weinverkostungen angeboten.
Griesserhof
Griessweg 5-Vahrn
Fam. Huber
T +39 0472 834805
[email protected]

Beim Rielinger-Hof in Siffian
Der Rielingerhof befindet sich ganz abgeschieden auf 750 m Meereshöhe inmitten von Weinreben und Obstbäumen. Die gesamte Traubenernte wird am Hof zu köstlichen Bio-Weinen veredelt. Zudem genießen die Gäste hofeigenes Bio-Fleisch sowie eine große Vielfalt an Obst und Gemüse vom eigenen Hof und Feld. Der Hof bietet auch Urlaub auf dem Bauernhof an.
Rielinger-Hof
Siffianer Leitach 7
Fam. Messner
T +39 0471 356274
[email protected]

Beim Winklerhof in Villanders
Der Winklerhof wurde erstmals im Jahre 1314 urkundlich erwähnt. Die typischen und saisonalen Eisacktaler Gerichte aus vorwiegend eigenem Anbau sind der krönende Abschluss einer lohnenden Wanderung am Keschtnweg. Bei einem Glas Wein lässt es sich auf der Sonnenterrasse unterm Walnussbaum oder in den beiden urigen Stuben gut verweilen. Der Hof bietet auch Urlaub auf dem Bauernhof an.
Winklerhof
Sauders 25 - Villanders
Fam. Fink
T +39 331 3990090
[email protected]